Wie alles begann
Samstag, den 4. September 2004 |
Die Idee kam in der Luft Karl-Heinz Sünkenberg drehte für RTL Punkt 12 eine Reportage über den Rettungshubschrauber Christoph 26. Mehrmals täglich startete der Flieger in Sanderbusch bei Wilhelmshaven, um Menschenleben zu retten. Karl-Heinz, für die Dreharbeiten aus München angereist, schaute sich während der vielen Flüge die wunderschöne Landschaft der friesischen Region von oben aus an und dachte sich, hier würden einem Kamerateam nie die Themen ausgehen. Dann stellte er die entscheidene Frage über Bordfunk an die Crew: "Gibt es bei euch eigentlich einen regionalen Fernsehsender?" Antwort aus dem Cockpit: "Nein." |
Sonntag, den 14. November 2004 |
Erste Anfrage bei der Landesmedienanstalt Die Idee ging Karl-Heinz Sünkenberg nicht mehr aus dem Kopf. Es folgten weitere Reportagen für RTL, doch die Küste ohne Fernsehsender ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Verliebt über beide Ohren in das Friesenland rief er gegen 10:30 Uhr bei der Landesmedienanstalt in Hannover an und teilte dort sein Vorhaben mit. Nach einem langen Gespräch wurde deutlich: So einfach ist das nicht mit dem Fernsehen in Niedersachsen. Regionales Fernsehen ist verboten - machbar wäre nur ein Mediendienst. Das bedeutete: Keine Reportagen, keine Nachrichten, keine Shows. Nur Bilder ohne Ton. Sünkenbergs Idee schien zu platzen. Doch der Tag hatte auch etwas gutes. Zuvor hundert Mal gegrübelt, kam dann endlich vor einer roten Ampel wartend, der Name des Senders zutage: Friesischer Rundfunk |
Mittwoch, den 24. November 2004 |
Erhebliche Probleme bei der Einspeisung bahnen sich an ![]() Alle Sender laufen in den Kopfstationen per Satellit ein. Das Signal wird dort aufbereitet und schließlich in das Kabelnetz geschickt - nur FRF1 würde über eine Kabelverbindung kommen. |
Sonntag, den 26. Dezember 2004 |
Eine Entscheidung muss her ![]() Kurz nach Weihnachten steht die Entscheidung: Mediendienst hin oder her - man muss die Menschen auch nur mit Bildern fesseln können. Sünkenberg macht sich die ersten Notizen und Zeichnungen, plant die Studios und ermittelt den Finanzbedarf. |
Mittwoch, den 5. Januar 2005 |
Irgendwas geht immer Es findet ein reger Briefwechsel zwischen der Landesmedienanstalt und Sünkenberg statt. Noch will der Fernsehmann nicht wahr haben, dass nur eine Mediendienst-Variante in Frage kommt, denn irgendwas geht doch immer. Doch hier merkt der gebührtige Niedersachse sehr schnell das Ende der Fahnenstange: Mediendienst und sonst geht nichts. |
Mittwoch, den 2. Februar 2005 |
Naiv und blauäugig Neben der Ausarbeitung für den Antrag eines Kabelplatzes beginnen die ersten Gespräche in der Region. Dazu muss Karl-Heinz Sünkenberg unzählige Male mit dem Auto die Strecke München - Ostfriesland fahren. Irgendwann hört er auf, die Fahrten zu zählen. Nun ist sein Ziel, auch die Kurverwaltungen mit in das Boot zu holen. Denkbar wäre die Montage von Kameras an den Küsten und in den Städten, um dann ein Livebild direkt in das Frühprogramm des Friesischen Rundfunks einzuspeisen. Immerhin wäre das eine enorme Werbung für die hiesige Region. |
Montag, den 14. Februar 2005 |
Das berühmte Esenser Gespräch ![]() Einige Tage später bekommen die nicht erschienenen Kurverwaltungen Post aus Esens. Ein Stadtbediensteter war so freundlich und informierte die Kollegen über den Ausgang des Gesprächs. Gleichfalls wurde von dem Projekt Friesischer Rundfunk abgeraten. Über Nacht war keine Kurverwaltung mehr bereit, mit FRF1 gemeinsam den Weg zu gehen. Anrufe wurden nicht durchgestellt und man ließ sich verleugnen. Doch die Esenser legten noch einen drauf und schickten auch einen Brief an einen Landrat - darin eine Bitte: Er solle sich doch beim NDR stark machen, damit Kameras an der Küste installiert werden können. Scheinheiliger ging es dann doch nicht mehr. |
Dienstag, den 15. Februar 2005 |
Der Tag danach ... Beim Frühstück im Hotel starrt Sünkenberg minutenlang durch das Fenster und sagt sich nach langen Überlegungen: "Okay, jetzt erst recht - ich zieh' das Ding durch - und wenn ich mir dafür einen Finger abschneiden muss." |
Dienstag, den 15. Februar 2005 |
Anfrage an BBC World Das wichtigste an einem Projekt für Regionalfernsehen ist nicht die Lizenz, sondern der Kabelplatz. Freiwillig gibt da kein Sender seinen errungenen Platz im Kabelfernsehen her. Trotzdem schickt Sünkenberg den Deutschland-Repräsentanten von BBC World eine Mail. Darin wird BBC World gebeten, pro Tag sechs Stunden Sendezeit an FRF1 abzugeben. Versuch macht klug ... |
Mittwoch, den 16. Februar 2005 |
Erstes Treffen mit der Landesmedienanstalt Mit dem ersten Sende-Konzept auf dem Rücksitz machte sich Sünkenberg auf den Weg nach Hannover. Das Gespräch verlief sehr freundlich und Sünkenberg hatte das gute Gefühl, dass man seinen Plan bei der Landesmedienanstalt sehr ernst nahm. |
Freitag, den 18. Februar 2005 |
Nix mit Live - Satellit kostet 1,8 Millionen Euro ![]() Am Abend traf eine E-Mail von einem Satellitenbetreiber mit dem angeforderten Kostenvoranschlag ein: 1,8 Million im Jahr. |
Mittwoch, den 2. März 2005 |
Wirtschaftsförderer sind ihr Geld wert Es folgten viele Telefonate mit Wirtschaftförderern aus den Städten Wilhelmshaven, Wittmund, Aurich, Emden und Leer. Dabei ging es nie um Geld, sondern ausschließlich nur um Räumlichkeiten. Die Damen und Herren sollten nur bei der Standortsuche behilflich sein. Und das, so meinte Sünkenberg naiv, wäre ja wohl das einfachste vom ganzen Projekt - ein paar Räume für FRF1 zu finden. Schließlich war es dann doch ein echtes Problem, weil kein Wirtschaftsförderer die Zeichen der Zeit erkannt hatte und sich kaum oder überhaupt nicht bemühte. Den Vogel schoss jedoch die Fachabteilung aus Wilhelmshaven ab. Nach der Nennung von drei Mietobjekten, die aber allesamt nicht in Frage kamen, fragte der Mann: "Haben Sie es schon einmal in einer anderen Stadt probiert?" In Emden bot man uns ein Objekt mitten auf dem Gelände einer Autoverladestation an. Eintritt nur mit Sonderausweis. Aurich winkte ab und Leer meldete sich erst gar nicht auf Anfrage per E-Mail. Niemand konnte sich vorstellen, welche Werbewirkung ein Fernsehsender in der eigenen Stadt oder Ortschaft erzielen kann. |
Freitag, den 4. März 2005 |
BBC World antwortet Eine Antwort von BBC World kommt ins Haus. Sie würden gern mehr Informationen haben und genaue Zahlen über die betroffenen Anschlüsse. Grundsätzlich wäre es denkbar, den Kanalplatz zu teilen - so die Aussage. |
Samstag, den 5. März 2005 |
800 km für ein Mustervideo ![]() |
Sonntag, den 20. März 2005 |
Standortsuche immer noch nicht abgeschlossen Noch immer irrt Sünkenberg durch die Gewerbegebiete um nach Räumlichkeiten Ausschau zu halten. Da von den Städten keinerlei Unterstützung kommt, fahrt der Mann in Schrittgeschwindigkeit durch die Straßen und sucht gezielt leerstehende Immobilien. |
Dienstag, den 22. März 2005 |
Konzept geht an die Landesmedienanstalt Alle Gedanken, Ideen und Überlegungen der letzten Monate haben nun das Ende erreicht. Schriftlich verfasst auf 18 Seiten wird der Antrag in 30-facher Ausfertigung eingetütet. Die Adresse lautet: Landesmedienanstalt Hannover. Was so einfach klingt, war aber nicht einfach. Mit der Absendung wurde nun endgültig deutlich, dass es einen Weg zurück nicht mehr geben kann. Entweder wird es der Flopp des Lebens oder das Schönste auf der Erde - ein Zwischending sollte es nicht geben. |
Donnerstag, den 31. März 2005 |
Infoveranstaltung in Wittmund setzt Zeichen: Wir wollen keinen FRF1 Wittmund stand für den Friesischen Rundfunk als Standort ganz oben auf der Liste, nicht nur wegen der für den Sender so wichtigen geografischen Lage. Räumlichkeiten waren bereits in das Visier genommen worden und es folgte eine Info-Veranstaltung in Wittmund. Rund 50 Menschen aus allen Berufsschichten hörten sich die Ausführungen an. Doch der damalige Bürgermeister bekam schnell kalte Füße, der Vermieter der angedachten Räumlichkeiten machte auch einen Rückzieher. Und nirgendwo ging es ums Geld. Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V., eigentlich für die Bereicherung der Wirtschaft zuständig, schickte danach eine E-Mail: "... sehen wir erhebliche Probleme bei der Umsetzung Ihrer Geschäftsidee in der Region ..." Noch heute fragt sich Sünkenberg, ob alle Menschen bei dieser Info-Veranstaltung auch wirklich zugehört haben? Es war einfach nicht möglich eine Lobby aufzubauen. Niemand wollte den Friesischen Rundfunk im Land haben - sicherlich war hier die Vorstellungskraft der Politiker und Funktionäre Schuld an dem Malheur. Und kein Mensch konnte sich vorstellen, was da kommen könnte. Viele Politiker hatten Angst, sich für FRF1 ins Zeug zu legen, denn wenn es in die Hose gehen sollte, dann ... |
Donnerstag, den 7. April 2005 |
Anhörung in Hannover Der Termin war um 14:40 Uhr. Nun galt es, die Versammlung der Landesmedienanstalt von dem Konzept zu überzeugen. Dazu hatte man 20 Minuten Zeit. Nach einigen Nachfragen von Mitgliedern der Versammlung verlässt Sünkenberg mit einem guten Gefühl den Raum. Am gleichen Tag erfährt Sünkenberg die Entscheidung von BBC World: Ja, wir teilen den Kabelplatz! |
Dienstag, den 10. Mai 2005 |
Zeitungen bekommen FRF1-Konzept zugespielt ![]() |
Donnerstag, den 12. Mai 2005 |
Versammlung der NLM entscheidet: FRF1 bekommt Kabelplatz ![]() |